Radfahren in Wismar, wo lauern die Gefahren?

Ein Gastbeitrag von Marie Anne Schlaberg, Vorsitzende der adfc Ortsgruppe Wismar.

Es ist erstaunlich wie viele Fahrräder bei uns auch jetzt zur Winterzeit genutzt werden. Liegt das an dem neuen Parkkonzept, an den steigenden Spritpreisen oder sind die Bürger umwelt -und gesundheitsbewusster geworden? Ich denke, von jedem etwas trifft zu und außerdem wurden die wichtigsten Radwege in den letzten Wochen vom Winterdienst nicht vergessen.

In der wärmeren Jahreszeit sind erfahrungsgemäß noch viel mehr Leute mit dem Rad unterwegs.

Wie fahrradfreundlich ist Wismar wirklich? Laut dem bundesweitem ADFC Fahrradklima Test, liegt die Stadt im Mittelfeld, hat sich seit 2005 aber leicht verschlechtert.

Verkehrsplanung nach den neuesten Erkenntnissen

Für die Verkehrssicherheit von Radfahrern muss nach Auffassung des ADFC vorrangig fahrradfreundlichere Verkehrsplanung nach den neuesten Erkenntnissen betrieben werden. Bei niedriger Autogeschwindigkeit in bewohnten Gebieten sind Radwege überflüssig. Je mehr Radfahrer auf den Straßen unterwegs sind, desto eher nehmen Autofahrer sie auch wahr, bzw. rechnen mit ihnen. Die Radwege Benutzerpflicht auf schmalen Bordstein Radwegen muss überprüft werden. Das Zeichen „Radfahrer frei“ ist häufig angebrachter.

Geisterradeln ist gefährlich!

In diesem Zusammenhang möchte ich auf ein häufiges Fehlverhalten der Wismarer Radfahrer hinweisen. In der Lübschen Straße im Altstadtbereich sind die verbreiterten Borsteinwege für Radfahrer frei, aber jeweils nur auf der rechten Seite. Es radelt sich auf der glatten Fläche sehr gut, aber in beiden Richtungen auf einer Seite ist nicht erlaubt. Konflikte mit den ursprünglichen Nutzern sind durch falsches und rasantes Radeln vorprogrammiert.

Fußgänger sind nicht zur besonderen Vorsicht verpflichtet, wenn sie z.B. aus einem Haus heraustreten, die Gehwegseite wechseln oder plötzlich stehen bleiben. Dass Gehwege früher auch für Aufenthalt und Spiel da waren, haben wir total vergessen.

Weitere Gefahrenquelle ist die Kanalstraße dort wird der stadtseitige enge Bordstein Weg nicht nur von Schulkindern in verkehrter Richtung benutzt.

Auf der anderen Seite fragen wir Radfahrer uns oft, warum außerhalb des Altstadtbereichs mit viel motorisiertem Verkehr auf der Straße dort 2,40 m breite Wege nicht in beide Richtungen benutzt werden dürfen. In der Praxis wird dies häufig gemacht, kann aber mit Bußgeld geahndet werden. Wismar hat ein Parkplatzkonzept erhalten aber genauso wichtig ist ein gut durchdachtes Radverkehrskonzept.

Aber immer gilt: Es sollten sich alle Verkehrsteilnehmer und auch besonders die Radfahrer immer an den § 1 der STVO erinnern und vorausschauend fahren vor allem auf gemeinsamen Geh- und Radwegen.

Schlechte Baustelleneinrichtung wird zur Lebensgefahr

Baustellencontainer bis an die Fahrbahnkante versperrt die Sicht

Baustellencontainer bis an die Fahrbahnkante versperrt die Sicht

Das für mich aktuellste Beispiel einer Nichtbeachtung des Radverkehrs ist die Baustelle, alte Rostocker Straße, zur Herstellung einer Fischtreppe. Ein Millionen Projekt, das über Monate andauert, aber beim Aufstellen eines Baucontainers, merkt keiner, dass dadurch den Radlern die Sicht genommen wird, wenn sie unter der Hochbrücke durchkommend auf die Rostocker Straße müssen.

Nun wird es zu teuer den Container zur Seite zu ziehen, also wird ein Achtungsschild aufgestellt und das Radfahrer absteigen Schild dazu angebracht. Wehe dem, der es nicht tut, da kann es sehr gefährlich werden.

Für unser Ordnungsamt und die Baustellenleitung ist jetzt alles in Ordnung so.

M. Schlaberg

Freie Sicht - die Spuren im frischen Schnee zeigen wie stark diese Strecke genutzt wird.

Freie Sicht – die Spuren im frischen Schnee zeigen wie stark diese Strecke genutzt wird.

Nachtrag: Kaum ist dieser Artikel erschienen, erreichte mich von Frau Schlaberg die Nachricht, dass der Baucontainer nun versetzt worden ist. Scheinbar hat es bei den Beteiligten (Ordnungsamt und/oder Baufirma) doch Einsicht gegeben, dass die Situation zu gefährlich ist. Offensichtlich waren die Kosten den Container umzustellen doch nicht so hoch, dass es sich lohnt dafür Tote in Kauf zu nehmen. Schade das dazu erst Drohungen bezüglich Presse notwendig sind.
O. Reinike

Dieser Beitrag wurde unter Radwege, Sicherheit abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.