Radfahrer in Mecklenburg angefahren

Fahrradunfall mit ministerialer Beteiligung

oder

Banaler Streit zwischen alten Männern?

Am Sonntag wurde ein Radfahrer in Mecklenburg angefahren, das ist eigentlich eine ganz normale Meldung in der Presse. Dumm nur das es sich dabei um den Agrarminister Till Backhaus handelte. Oder sollte man lieber melden “glücklicherweise” mal ein Minister angefahren.

Unfall mit normale Bürger bleibt beliebig

Im Normalfall gehen Pressemeldungen zu angefahrenen Radfahrern ähnlich wie den hier verlinkten Texten aus:

Focus 04.05.2013: 71 jähriger Radfahrer bei Unfall in Kühlungsborn verletzt

Da heißt es lappidar:

  • “bei einer Kollision mit einem Auto leicht verletzt”
  • “Pkw-Fahrer … übersah beim Einbiegen … Radfahrer”

Super-Illu: 63-jähriger Radfahrer bei Unfall schwer verletzt

Dort ließt man:

  • “Der … Fahrer habe offensichtlich die Fahrradfahrer nicht beachtet”
  • “Gegen den Autofahrer werde wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt”

Prominente Opfer schaffen Aufmerksamkeit

Beim Unfall mit dem Minister Backhaus wird dagegen sofort schweres Geschütz aufgefahren. Der Verursacher wird sofort kriminalisiert und vorverurteilt. Hier die Meldung des NDR dazu.

  • “Polizei nimmt den Vorfall sehr ernst”
  • “Verletzungen des Ministers von einem Rechtsmediziner begutachte”
  • “die Staatsanwaltschaft eingeschaltet”
  • “untersuchte ein Unfallforscher der Dekra den Ort des Vorfalls”
  • mehrere Streifenwagen fahndeten nach” dem Verursacher
  • es wird “wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr ermittelt”
  • Beamten … (haben) .. seinen Führerschein beschlagnahmt, “was offenbar auf die guten Verbindungen des Ministers zu den Sicherheitsorganen zurückzuführen ist” (Quelle Anzeige des Gegners)

Die Kommentare dazu geben Volkes Meinung wieder, der Minister könnte im Krankenbett mal Stimmungen einfangen 🙂

Im Bericht wird selbstverständlich nicht darüber geschrieben, ob der Minister einen Helm trug, ober er auf der Fahrbahn oder auf dem Radweg fuhr. Offen bleib aucht, ob Minister , Kindersitzinsasse und Kindesmutter jeweils einen Helm getragen haben. Auch zum eigentlichen Unfall wird nichts berichtet. Aber letzteres sind wir ja aus den lokalen Presseartikeln und den Mitteilungen der Polizei bereits gewöhnt. Bisher wurde über Radrambos berichtet, nun trifft es mal einen KFZ Führer. Im Grunde ist es ein glücklicher Umstand, das es nicht nur irgendeinen Bürger getroffen hat. Der Minister schafft in diesem Fall mehr Aufmerksamkeit für das wirkliche Problem im Miteinander zwischen Radfahrer und KFZ Führer als alle Öffentlichkeitsarbeit der ADFC Verbände. 

Viele Autofahrer sind einfach gedankenlos im Umgang mit Radfahrern. Schade nur das die Verursacher von Unfälle mit normalen Bürger(Radfahrer)n ohne Lobby und Posten im Sande verlaufen, sich meist in der Helmdiskussion erschöpfen. Insofern ist es gut, dass es gerade Minister Till Backhaus getroffen hat. Herr Minister werden Sie bitte recht bald wieder gesund und dann helfen Sie den Radfahrern. Eventuell bringt Ihr Unfall die Beamten in den Büros mal auf Trab…..

Nachtrag 07.08.2013:

Unfall oder Pöbelei des Ministers mit Prügel

Heute steht in der Presse die Schilderung des Autofahrers. Danach fuhr der Minister etwas zu mittig auf der Fahrbahn und gab dem vorsichtig vorbeifahrenden KFZ Fahrer die Schuld für seine Fehleinschätzung. (Hier ein Bericht des NDR dazu) Ja schlimmer noch, der Minister Backhaus soll den Autofahrer sogar die Weiterfahrt blockiert haben indem er sein Fahrrad mit dem Kinderanhänger als Sperre vor das Auto stellte. Man stelle sich vor, Minister Till Backhaus benutzt das eigene Kind als Waffe gegen einen Bürger. Das könnte Kindeswohlgefährdung sein. Man sollte das Jugendamt einschalten!

War am Ende der Autofahrer gar nicht unaufmerksam, war es sogar die Überheblichkeit und der Geltungsdrang eines Machtbesessenen “Volksvertreters” welche die Eskalation heraufbeschwor. Sind unsere Politiker wirklich so schwach, dass sie im Privatleben ob ihres Geltungsdrangs nicht zur Deeskalation fähig sind? Sätze wie “Wissen Sie nicht, wen Sie vor sich haben?” (Zitat Titelseite OZ v. 07.08.2013 ) gehören doch einer längst vergangenen Zeit an. Die vom NDR veröffentlichte Anzeige liest sich jedenfalls ganz anders als die verbreitete Erstmeldung. Es steht fast Aussage gegen Aussage, Zeugen gab es scheinbar keine vor Ort?

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